Pressemitteilung

Seit 100 Jahren gibt es bei den Mormonen den Familienabend

1957 war Frank Santiago, der heute in Provo in Utah wohnt, auf einem Luftwaffenstützpunkt weit draußen in Alaska stationiert. Dort lernte er die Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in ihren Einzelheiten kennen und beschloss, sich taufen zu lassen. Ein ganz wichtiger Punkt war für Frank die Ausrichtung auf die Familie. Er war fest entschlossen, diese Lehre in seiner künftigen Familie umzusetzen.

Nach Abschluss seines Militärdienstes verabschiedete sich Frank von seiner Heimatstadt New York und schrieb sich an der Brigham Young University in Provo ein. Er heiratete Ella Castagno aus Erda in Utah und wurde Vater von sieben Kindern – fünf Jungen und später zwei Mädchen. „Die Verantwortung für die Familie war mir ganz besonders wichtig“, berichtet er. "Ich wollte meine Kinder schon immer wissen lassen, dass das Evangelium das Größte in meinem Leben ist und dass ich nichts unversucht lassen würde, damit sie selbst zum Glauben an Gott finden."

Wie Millionen anderer Mitglieder der Kirche gibt sich auch die Familie Santiago große Mühe, ihren Terminkalender und ihre sonstigen Verpflichtungen so einzurichten, dass sie regelmäßig einen Familienabend abhalten kann. Damit folgt sie einem Rat, der schon seit 100 Jahren immer wieder erteilt wurde. Überall auf der Welt kommen die Familien der Kirche vorzugsweise am Montagabend zusammen. Der Brauch geht auf einen Aufruf zurück, der von den Führern der Kirche vor hundert Jahren erstmals ausgesprochen wurde.

Damals verlief das Leben noch in ruhigeren Bahnen und ein Großteil der Amerikaner lebte auf dem Land. Im April 1915 empfahl Präsident Joseph F. Smith (1838–1918) den Mitgliedern der Kirche nach gründlicher Überlegung, "dass in der ganzen Kirche ein 'Familienabend' eingeführt wird, an dem die Väter und Mütter ihre Jungen und Mädchen zu Hause um sich scharen und sie das Wort des Herrn lehren".

Die nachfolgenden Führer der Kirche unterstützten diesen Gedanken, aber erst 1965 forderte Präsident David O. McKay (1873–1970) alle Eltern auf, regelmäßig einen Abend in der Woche für die Familie freizuhalten, und es erschien ein Leitfaden, der die Umsetzung erleichtern sollte. In den 50 Jahren, die seither vergangen waren, war die Kirche weltweit stark gewachsen. 1970 legte Präsident Joseph Fielding Smith (1876–1972) den Montagabend als Zeitpunkt für den wöchentlichen Familienabend fest und ordnete an, dass andere kirchliche Aktivitäten zu dieser Zeit unterbleiben sollten.

Als Präsident McKay die Idee des Familienabends wieder aufgriff, verhieß er allen, die sich dieser Aufgabe stellten, „große Segnungen“. Die Lektionen für den Familienabend haben die Mitgliederfamilien einander nähergebracht. Bei vielen ist zu Hause großer Frieden und Harmonie eingekehrt.

Thomas S. Monson, der derzeitige Präsident der Kirche, ist davon überzeugt. "Wir können es uns nicht leisten, dieses himmlisch inspirierte Programm zu vernachlässigen. Es kann einem jeden Mitglied der Familie zu geistigem Fortschritt verhelfen, sodass es der Versuchung, die ihm überall begegnet, besser widersteht. Was daheim gelernt wird, hält am längsten."

Aaron Sherinian und seine Frau Emily aus Arlington in Virginia gehören zu den Mitgliedern, die sich an den Rat der Propheten halten.

"Beim Familienabend geht es um all die Verrückten, die uns ein Leben lang begleiten – unsere Familie", erklärt Aaron.

"Der Familienabend ist eine Tradition, die wir mit Millionen anderer Mitglieder der Kirche auf der ganzen Welt teilen", ergänzt Emily. "Man muss sich die Zeit freiräumen, um Platz für das Wichtigste zu schaffen: Familie, Glaube, Dienst am Nächsten und Freundschaft – das gehört wirklich ganz nach vorne."

Stephanie Santiago, die Schwiegertochter von Frank und Ella, wohnt in Orem in Utah. Sie weiß, dass sie bei ihren ersten Erfahrungen mit dem Familienabend eine wichtige Lektion gelernt hat.

"Ich bin in Idaho in einer Familie mit elf Kindern aufgewachsen", erzählt sie. "Mein Vater hatte ständig Führungsverantwortung in der Kirche. Jeden Tag ging er in seiner Kirchenuniform aus dem Haus – Hemd und Krawatte. Außer montags. Er machte uns klar, dass der Montag eine ganz besondere gemeinsame Zeit für uns ist und dass er immer da sein würde, so sehr ihn seine Aufgaben in der Kirche und am Arbeitsplatz auch beanspruchten. Heute sehe ich, dass die Zeit für die Familie meinem Mann Todd genauso viel bedeutet wie unseren beiden Vätern. Das macht unheimlich viel aus."

Dass man gemeinsam im Evangelium Fortschritt macht, ist letzten Endes das Ziel all dessen, was man in der ganzen Kirche in der Zeit mit der Familie lernt und unternimmt. Praktisch jeder, der es miterlebt hat, kann sich an Augenblicke erinnern, in denen jemand beim Familienabend eine entscheidende Erkenntnis hinzugewonnen hat – ob als Kind, als Vater oder Mutter oder gar als Großvater oder Großmutter. So manch einem ist bewusst, dass seine Glaubensvorstellungen an diesem wöchentlichen Abend geprägt wurden. Wieder andere verdanken ihr Selbstvertrauen der Ausarbeitung und Durchführung von Familienabenden oder ihrer Mitwirkung daran.

Emily Stratford kommt zum Schluss: “Ich glaube, der Familienabend ist ein inspiriertes Programm, eine Zeit, die in unserer kleinen Familie dafür vorgesehen ist, außerhalb der Kirche miteinander zu reden, zu spielen, zu lernen, zu singen, zu beten und davon Zeugnis abzulegen, was uns in unserem Leben am wichtigsten ist."

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.