Zusätzliche Quelle

Rede zum Kongress der NAACP

Präsident Russell M. Nelson

Russell M. Nelson, Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hielt diese Rede am 21. Juli 2019 beim Jahreskongress der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) in Detroit.

  

Meine lieben Freunde! Es ist mir eine große Ehre, dass ich eingeladen wurde, heute zu Ihnen zu sprechen. Seit über hundert Jahren widmet sich die NAACP der Aufgabe, die Lebensverhältnisse und das Niveau der Gesellschaft zu verbessern. Sie alle haben viel getan, um unzählige Menschen zu schützen und aufzurichten. Ihre hohen Ideale können einen wirklich beflügeln!

Im vergangenen Jahr haben hohe Funktionäre der NAACP - Mitglieder des Vorstands mit dem Vorsitzenden Leon Russell an der Spitze - Salt Lake City einen Besuch abgestattet. Meine beiden Ratgeber und ich - die Erste Präsidentschaft der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage - hatten das Vergnügen, mit ihnen zusammenzukommen. Die Zeit, die wir miteinander verbracht haben, war geprägt von gegenseitigem Respekt und beseelt von dem Wunsch, unsere jeweiligen Stärken durch Zusammenarbeit zum Wohle von noch mehr Menschen zu nutzen.

Auf einer Pressekonferenz im Anschluss an dieses Treffen erklärte ich, dass es in unserer Religion ein Grundsatz der Lehre und unsere tiefste innere Überzeugung sei, dass alle Menschen Kinder Gottes sind. Wir glauben buchstäblich daran, dass wir Brüder und Schwestern sind und alle derselben Familie angehören - nämlich der Familie Gottes.

Auf derselben Pressekonferenz riefen Präsident Derrick Johnson und ich alle Völker, Organisationen und Regierungsstellen dazu auf, beim Umgang miteinander mehr Anstand walten zu lassen, Vorurteile aller Art abzubauen und sich auf sich auf die Belange zu konzentrieren, die uns allen am Herzen liegen und wirklich wichtig sind.

Einfach ausgedrückt sollten wir statt trennender Mauern lieber Brücken bauen, die der Zusammenarbeit dienen.

Neben der Bibel betrachten wir das Buch Mormon als weitere heilige Schrift. Dort heißt es, dass der Heiland "alle [einlädt], zu ihm zu kommen und an seiner Güte teilzuhaben; und er weist niemanden ab, der zu ihm kommt, schwarz und weiß, geknechtet und frei, männlich und weiblich; … alle sind vor Gott gleich" (2 Nephi 26:33).

Lassen Sie mich den letzten Satz bitte wiederholen: "Alle sind vor Gott gleich." Sie alle, die Sie hier in diesem Saal versammelt sind, sind bestrebt, dieses göttliche Prinzip so umzusetzen, dass es zu einer Realität auf Erden wird. Hierfür danke ich Ihnen. Und doch sind wir uns alle bewusst, bisher weder als Gesellschaft noch als Staat genügend Harmonie und gegenseitigen Respekt erreicht zu haben, um jedem Mann und jeder Frau, jedem Jungen und Mädchen die Rahmenbedingungen zu schaffen, das Beste aus sich machen zu können.

Das Heilmittel für das, was uns hier plagt, wurde vom größten aller Heiler verordnet – vom Messias, von Jesus Christus selbst. Als ein Pharisäer ihn von oben herab aufforderte, das größte Gebot im Gesetz zu nennen, war die Antwort des Erlösers äußerst einprägsam und kurz. Sie war durchdrungen von der Wahrheit, die zu einem Leben in Freude führt. Seine Antwort lautete, man müsse zuerst Gott mit ganzem Herzen lieben und dann seinen Nächsten wie sich selbst. (Siehe Matthäus 22:35-39.)

Ihr Präsident, Derrick Johnson, hat kürzlich das beste Beispiel dafür gegeben, wofür das zweite große Gebot steht. Als Präsident Johnson als Vertreter der NAACP den von der Leitung der Brigham Young University verliehenen Public Service Award entgegennahm, bestätigte er, dass man ihn gefragt habe, warum er denn eine Auszeichnung von Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage annehmen würde. Seine Antwort? "Weil das unsere Nächsten sind."

Was für eine tiefgründige Antwort!

Wir sind alle miteinander verbunden und Gott gegenüber dafür verantwortlich, unseren Mitmenschen zu einem besseren Leben zu verhelfen. Wir müssen weder gleich sein noch gleich aussehen, um einander zugetan zu sein. Dazu müssen wir noch nicht einmal derselben Meinung sein. Wenn überhaupt Hoffnung bestehen soll, zu dem Wohlwollen und der Menschlichkeit, nach der wir uns alle sehnen, zurückzufinden, dann muss jeder Einzelne von uns damit einen Anfang machen - einer nach dem anderen.

Den Einfluss eines solchen Menschen habe ich in meiner Heimatstadt Salt Lake City erlebt. France Davis, seit 45 Jahren Pastor der Calvary Missionary Baptist Church, hat sein Leben dem geistlichen Dienst verschrieben. Er war in der Bürgerrechtsbewegung aktiv und nahm 1963 am Marsch nach Washington D.C. und 1965 am Marsch von Selma nach Montgomery teil. Seine würdevolle Art und sein unermüdliches Eintreten für Einheit haben viel zum Wohl unserer Gemeinschaft beigetragen.

Vor vielen Jahren hatte ich das Vergnügen, Hochwürden Davis bei einem Auftritt des Tabernakelchors am Tempelplatz begrüßen zu dürfen. Auf den Tabernakelchor sind wir ja ziemlich stolz - schließlich genießt er wirklich weltweit hohes Ansehen. Als das Konzert zu Ende war, fragte ich Hochwürden Davis, wie ihm das Programm gefallen habe. "Ausgezeichnet", meinte er liebenswürdig, "aber irgendwie fehlte mir der rechte Geist. Wenn Sie Musik erleben wollen, die den Geist anregt, sollten Sie in meine Kirche kommen!"

Also taten meine Frau und ich genau das. Und er hatte Recht! Die Energie des Chors der Calvary Baptist Church sucht wirklich ihresgleichen. Auch wenn unser Musikgeschmack unterschiedlich sein mag, muss ich sagen, dass er und seine Kirche unsere Stadt merklich aufgewertet haben.

Wahre Gemeinschaft beginnt mit genau solchen Beziehungen – mit der Liebe zu unserem Nächsten und damit, dass wir einander schätzen und einander dienen. In genau diesem Geist arbeiten die NAACP und die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zusammen.

Wie Sie vielleicht wissen, nahm die Beziehung zwischen beiden Organisationen nicht erst mit dem Treffen im vergangenen Jahr in Salt Lake City ihren Anfang. Ein Jahr zuvor traf sich Derrick Johnson mit meinem Kollegen im geistlichen Dienst, Elder Jeffrey R. Holland vom Kollegium der Zwölf Apostel. In Jackson in Mississippi besuchten sie das Haus des Bürgerrechtshelden Medgar Evers, der als Märtyrer sein Leben ließ. Medgar Evers war ein echter Patriot. Er starb für die Sache der Freiheit.

Präsident Johnson und Elder Holland sprachen im Büro der NAACP miteinander, das sich in dem Gebäude befindet, in dem Evers einst als NAACP-Bereichssekretär tätig war. Nach diesem ersten Besuch in Mississippi nahm ein Plan Gestalt an, das Büro von Medgar Evers zu renovieren, um sein wichtiges Vermächtnis zu bewahren.

Bald darauf waren ortsansässige Mitglieder der NAACP und Angehörige der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gemeinsam damit beschäftigt, Wände zu streichen, neue Teppichböden zu verlegen und weitere Renovierungsarbeiten vorzunehmen.

Bei der Trauerfeier nach dem Tod von Medgar Evers 1963 wurde seiner mit diesen Worten aus 1 Johannes 4:20 gedacht: "Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht."

Das erste große Gebot - Gott mit ganzem Herzen zu lieben - ist unweigerlich mit dem zweiten großen Gebot verknüpft, nämlich seinen Nächsten zu lieben wie sich selbst. Gemeinsam können wir diese Liebe auf sämtliche Kinder Gottes ausdehnen - auf unsere Mitbrüder und -schwestern.

Als Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wünsche ich mir, dass wir uns zunehmend als liebe Freunde begegnen. Geben wir weiterhin unser Bestes, um die beiden großen Gebote - nämlich Gott und ein jedes seiner Kinder zu lieben - mit Leben zu erfüllen. Schreiten wir Arm in Arm und Schulter an Schulter voran und bemühen wir uns, unsere Brüder und Schwestern überall auf jede erdenkliche Weise aufzurichten. Dann wird die Welt nie wieder so sein wie zuvor. Meine lieben Freunde, ich danke Ihnen.

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.