Pressemitteilung

Das Freedmen’s-Bureau-Projekt verbindet Afroamerikaner mit ihren Vorfahren aus der Zeit des Bürgerkriegs

Ehrenamtliche Helfer beginnen landesweit mit der Indexierung von vier Millionen Einträgen über befreite Sklaven

Nachdem 1,5 Millionen digitalisierte Aufnahmen mit vier Millionen Einträgen aus dem Freedmen’s Bureau freigegeben wurden, läuft seit vergangenen Freitag landesweit ein Indexierungsprojekt, durch das Afroamerikaner eine Verbindung zu ihren Vorfahren aus der Zeit des Bürgerkrieges herstellen können. Am 19. Juni, an dem vielerorts in den USA der 150. Jahrestag der Abschaffung der Sklaverei gefeiert wurde, war das Freedmen’s-Bureau-Projekt von FamilySearch, einer gemeinnützigen Einrichtung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, vor Pressevertretern im Afroamerikanischen Museum in Los Angeles angekündigt worden.

Elder D. Todd Christofferson vom Kollegium der Zwölf Apostel sprach dabei von der besonderen Bedeutung dieses Projekts. Die Aufzeichnungen seien jahrzehntelang von der Verwaltung des Staatsarchivs sorgfältig aufbewahrt und geschützt worden. "Es ist sehr lobenswert, wie sehr man sich dort um die Vergangenheit kümmert", sagte er.

Als die Kirche vor 14 Jahren bekanntgab, dass nunmehr ein vollständig durchsuchbares Verzeichnis der Aufzeichnungen der Freedman’s Bank vorliege, war Elder Christofferson gerade Direktor der Abteilung Familiengeschichte und Geschichte der Kirche.

"Einer unserer ehernen Glaubensgrundsätze lautet, dass Familien für immer miteinander verbunden sein können. Wenn wir wissen, was für Opfer unsere Vorfahren gebracht haben, woran sie ihre Freude hatten und welchen Weg sie gegangen sind, erkennen wir besser, wer wir sind und was wir erreichen können", so Christofferson. "Ich habe beobachten können, wie wohltuend und erfreulich es für viele Afroamerikaner war, in diesen Aufzeichnungen ihre Vorfahren zu entdecken."

Geleitet wurde die Presseveranstaltung von Präsident Jermaine Sullivan, der als Geistlicher für neun Gemeinden der Kirche Jesu Christi in Atlanta/Georgia zuständig ist. Er war mit seiner Frau Kembe auch in der Dokumentation Meet the Mormons zu sehen. Sullivan bezeichnete den Tag als "denkwürdig, was die Familienforschung von Afroamerikanern betrifft". Seine Frau meinte dazu: "Ich muss einfach an meine drei Kinder denken. … Sie sollen wissen, wie viele Opfer gebracht wurden, und all denen dankbar sein, die eine schreckliche Vergangenheit überwunden haben, um ihnen die Zukunft zu ermöglichen, die sie heute genießen."

FamilySearch, der genealogische Arm der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hat ein gemeinsames Projekt mit dem Nationalmuseum für Afroamerikanische Geschichte und Kultur, der Verwaltung des Staatsarchivs der Vereinigten Staaten und der Afroamerikanischen Gesellschaft für Geschichte und Genealogie angekündigt. Dabei sollen die digitalisierten Aufzeichnungen des Freedmen’s Bureau indexiert werden.

"Wir benötigen ehrenamtliche Helfer, insbesondere aus der afroamerikanischen Bevölkerung, die eine Verbindung zu diesen Aufzeichnungen haben. Wir möchten mit ihnen gemeinsam Mauern einreißen, die Barrieren in der genealogischen Forschung überwinden und Familien zusammenführen", erklärt Thom Reed, Produktmanager bei FamilySearch in Salt Lake City. Reed hat sein ganz eigenes Verhältnis zu diesen Aufzeichnungen. "Ich habe mir an dieser Mauer den Schädel eingerannt. Ich kam nur bis 1870 zurück, als zum ersten Mal bei einer Volkszählung auch Afroamerikaner als Bürger erfasst wurden. In der Zeit davor sind die Aufzeichnungen mehr als dürftig."

Die 30 im ganzen Land verteilten Ortsverbände der Afroamerikanischen Gesellschaft für Geschichte und Genealogie können es gar nicht erwarten, an dem Indexierungsprojekt teilzunehmen, so Sherri Camp, Vizepräsidentin für den Bereich Genealogie. "Wir arbeiten mit FamilySearch zusammen, damit ehrenamtliche Helfer in unseren Ortsverbänden im ganzen Land Indexierungsgruppen gründen und diese Aufzeichnungen abarbeiten."

Nachdem sie etwas über die Geschichte ihrer Familie in Europa und in den Vereinigten Staaten erzählt hatte, erklärte Botschafterin a. D. Diane Watson: "Man muss wissen, wer man ist. Wenn man weiß, woher man kommt, ist der Weg in die Zukunft frei."

Jannah Scott ist stellvertretende Direktorin des Amts für religiös motivierte und nachbarschaftliche Zusammenarbeit am Weißen Haus. Sie sagte in ihren Ausführungen: "Diese Sache ist von großem Wert. Sie betrifft uns alle. Die Aufzeichnungen beziehen sich zwar auf die vier Millionen Afroamerikaner, die befreit worden sind, aber zur gleichen Zeit gab es damals Menschen jeder Rasse, jeder Religion, jeder ethnischen Abstammung, die ein neues Amerika verkündeten – ein Amerika mit der Verheißung einer vollkommenen Einigkeit für uns, ein Amerika mit der Verheißung, dass alle Menschen gleich seien."

Das Freedmen’s Bureau war 1865, am Ende des Bürgerkrieges, auf Erlass des Kongresses eingerichtet worden. Es bot befreiten Sklaven in vielerlei Hinsicht Unterstützung an. Zu den handschriftlichen Aufzeichnungen von damals gehören unter anderem Ehestandsregister, Krankenhaus- und Patientenverzeichnisse, Unterlagen über Bildungsmaßnahmen, Volkszählungslisten, Arbeits- und Ausbildungsverträge, Gesellenbriefe und dergleichen mehr. Die Aufzeichnungen stammen aus 15 Staaten und dem District of Columbia.

"Dieses Indexierungsprojekt öffnet Genealogen und Historikern eine wahre Schatzkiste an Informationen", meint Hollis Gentry, Genealogie-Fachfrau am Smithsonian Museum. Sie hat eine besondere Beziehung zu den Aufzeichnungen des Freedmen’s Bureau. "Einige meiner Vorfahren sind in diesen Unterlagen verzeichnet. Man kann an diesen Aufzeichnungen den Übergang von der Sklaverei zur Freiheit erkennen. Auch kann man ihnen Einzelheiten zum Wandel der vom Krieg zerrütteten Südstaaten entnehmen. Wer in diesen Aufzeichnungen forscht und sie indexiert, wird einiges darüber erfahren, was damals geschah. Man kann aus ihnen ablesen, wie es damals wirklich war. Einige Fragen können jetzt zum ersten Mal etwas näher beleuchtet werden."

"Die Aufzeichnungen sind wie eine Brücke zu Sklaverei und Freiheit", betont Gentry. "Es war eine entscheidende Epoche nicht nur für die Afroamerikaner, sondern für ganz Amerika. Wir können daraus lernen, wie sich die Gesellschaft gewandelt hat." Hollies hofft darauf, dass die Aufzeichnungen bis zur Eröffnung des Museums auf der National Mall in Washington, D.C. im Herbst 2016 vollständig indexiert sind.

Reverend Cecil L. Murray, ein ehemaliger Pastor der First African Methodist Episcopal Church von Los Angeles, teilt diese Hoffnung:

"Als ich aufwuchs, kannte ich nur eine Generation meiner Familie. Ich habe mich immer gefragt, wer meine Vorfahren waren. Wenn man die Gelegenheit hat, etwas über die eigene Herkunft zu erfahren, öffnet sich einem eine Tür."

Murray fasst zusammen: "Die Geschichte des Freedmen’s Bureau muss einfach erzählt werden. … Wenn man seinen eigenen Hintergrund kennt, dann erledigt sich der Vordergrund fast wie von allein. Wenn man weiß, woher man kommt, kann man bestimmen, wohin man geht."

Näheres über das Freedmen’s-Bureau-Projekt finden Sie unter discoverfreedmen.org.

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.