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Kommentar

Der Drang, zu helfen

Fünfter Teil einer fünfteiligen Serie über die Bedeutung des Glaubens für die Gesellschaft

"Viele, wenn nicht sogar alle Weltreligionen lehren ihre Anhänger, dass es wichtig ist, für andere Opfer zu bringen. Wenn wir Nächstenliebe und Gastfreundschaft zeigen, Kranke besuchen, Bedürftigen helfen und Menschen in ihren Sorgen beistehen, hält einen Augenblick lang eine moralische Schönheit in ein Leben Einzug, das vielleicht sonst nur hart und einsam ist." – Rabbi Jonathan Sacks1

Was die Gesellschaft den Religionen alles verdankt, lässt sich kaum aufzählen. Das Unfassbare ist jedenfalls das Spezialgebiet des Glaubens. Kirchen stärken die Gemeinschaft mit Einrichtungen, die an Ort und Stelle Hilfe leisten. Unterschiede in der religiösen Weltanschauung bereichern unser Zusammenleben. Wer an die Moral und das Gewissen appelliert, ruft uns unsere höchsten Ideale ins Bewusstsein. Die Menschenrechte und die Religionsfreiheit tragen dazu bei, dass wir untereinander würdevolle Beziehungen pflegen.

Die Grundlage dafür bildet das Verantwortungsbewusstsein des einzelnen Gläubigen. Gläubige Menschen leisten ihren Beitrag zur Gesellschaft, weil sie sich Gott und ihrem Gewissen verpflichtet fühlen und nicht, weil sie sich eine Bevorzugung, Vorteile oder einen Lohn erhoffen.

Wie stark die religiöse Überzeugung ist, lässt sich daran erkennen, wie wir auf Leiden reagieren. Der Mensch hat den natürlichen Drang, Menschen in Not zu helfen. Ob es sich um Armut, Hunger oder Krankheiten handelt – der gläubige Mensch fühlt sich besonders dazu berufen, zu helfen. Wer sich Gott verpflichtet, achtet auf seine Mitmenschen. Nach Ansicht eines Wissenschaftlers liegt das "Geheimnis" der Wohltätigkeit unter religiösen Menschen in den "sozialen Netzwerken, die in einer Religionsgemeinschaft entstehen".2

Wer im Glauben lebt, wird sich nicht mit Stillstand begnügen oder sich nur auf sich selbst besinnen. Wie "den Armen und Bedürftigen" zu helfen sei, wird in der einen oder anderen Form in den meisten heiligen Schriften erläutert und von den meisten Kanzeln gepredigt. Joseph Smith, ein Prophet der Mormonen, hat dieses Gefühl gut beschrieben: "Wer von der Liebe Gottes durchdrungen ist, der will nicht allein seiner Familie ein Segen sein, vielmehr will er überall, wo er ist, der ganzen Menschheit zum Segen gereichen."3 Gläubige Menschen haben ein gemeinsames Ziel.

Unsere Welt braucht alle Hilfe, die sie nur bekommen kann. Es kommt dabei nicht darauf an, wer das meiste gibt. Humanitäre Hilfe ist kein Wettbewerb. Naturkatastrophen, Krieg, die Zerstörung der Umwelt und mangelnde Bildung haben schon immer zum Leben dazugehört. Unter solchen Umständen kann der Mensch nicht für sich selbst sorgen. Der Staat, gemeinnützige Einrichtungen, Wirtschaftsunternehmen, Wohltätigkeitsverbände und hilfsbereite Menschen leisten einen enormen Beitrag. Aber sie schaffen nicht alles allein.

Vielerorts sind bereits religiöse Organisationen vorhanden, deren Kommunikations- und Versandstrukturen sofort genutzt werden können. Sie sind ein fester Bestandteil der jeweiligen Gesellschaft. Hinzu kommt, dass sich Ortsgruppen in einem Teil der Welt mit denen in anderen Teilen der Welt zusammenschließen und sich einer gemeinsamen Sache widmen können. Was ihnen an Mitgliederstärke und Geldmitteln fehlen mag, gleichen sie durch eine hohe Beteiligung und Beziehungen aus. Kirchen bieten oft Hilfe an, bevor und nachdem internationale Hilfsorganisationen vor Ort sind.

Einer Expertin auf diesem Gebiet zufolge leisten "religiöse Gruppen einen unverhältnismäßig großen Beitrag" zu humanitärer Hilfe.4 Dafür gibt es viele Beispiele. Die katholische Kirche legt großen Wert auf Bildung und betreibt eines der weltweit größten Netze von nichtstaatlichen Schulen.5 World Vision International fördert eine nachhaltige Entwicklung des Gesundheitswesens und der Landwirtschaft sowie von Trinkwasser-, Alphabetisierungs- und Mikrofinanzierungsprojekten.6 Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage unterstützt Länder auf der ganzen Welt mit der Impfung von Kindern, Augenbehandlungen, der Lieferung von Rollstühlen und Initiativen für die Herstellung von Lebensmitteln und richtige Ernährung.7

Gläubige Mitarbeiter von Hilfsorganisationen verleihen ihrer Arbeit einen besonderen Glanz; sie geben sich Mühe, weil sie eine geistige Bedeutung hat. Sie schaffen die Bedingungen für Solidarität und Mitgefühl, was wertvoller ist als jedes reale Gut. Sie retten damit Leben und lindern Leiden, führen aber auch Menschen zusammen und stärken das Vertrauen in der Gesellschaft.

Neben den Organisationen handeln auch einfache Menschen nach ihrem Glauben und leisten freiwillige Arbeit. Dank der modernen Technik können sie das Leben von Menschen beeinflussen, die in weiter Ferne leben. Zum Beispiel hat eine Gruppe junger Leute aus den Vereinigten Staaten nach dem Taifun Haiyan über soziale Medien eine Hilfsaktion gestartet. Sie haben Geld gesammelt, die Philippinen besucht und über die dortigen Kirchen lebensnotwendige Güter verteilt. Die Gotteshäuser wurden eine Zuflucht für die örtliche Bevölkerung. Als diesen freiwilligen Helfern das Ausmaß der Zerstörung bewusst wurde, mussten sie sich auf ihren Glauben verlassen. Sie konnten nur noch beten. Doch auch wenn sie nicht viel tun konnten, haben sie etwas erreicht.

Ob ein Einzelner dahintersteht oder eine Organisation: Die Mission, die Würde des Menschen zu erhalten, darf keine Grenzen kennen. Wo Glaube und Leiden aufeinandertreffen, tut der Drang, zu helfen, seine Wirkung. Dann wandelt sich ein Leben, das "hart und einsam" ist, in eines von "moralischer Schönheit".

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1 Rabbi Jonathan Sacks, „Role of Religion in Society in the United Kingdom“, www.rabbisacks.org, 22. November 2012.

2 David E. Campbell, "It’s Social Ties – Not Religion – That Makes the Faithful Give to Charity", Time, 26. November 2013.

3 History of the Church, 4:227.

4 Fiona Fox, "Aid Would Survive Without Religion", The Guardian, 20. September 2010.

5 Roy Gardner, Denis Lawton und Jo Cairns, Faith Schools, 2005, Seite 148.

6 www.wvi.org

7 Presseseite der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, "Grundlagen der humanitären Hilfe und der Wohlfahrt – über den Umgang mit Spendengeldern und sonstigen Mitteln"

Hinweis an Journalisten:Bitte verwenden Sie bei der Berichterstattung über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bei deren ersten Nennung den vollständigen Namen der Kirche. Weitere Informationen hierzu im Bereich Name der Kirche.